Die Kollektion „Asking for it“ vereint Popkultur, soziokulturelle Problematiken und künstlerische Mimikry zu einer sehr persönlichen „Hommage an die Weiblichkeit“.
In patriarchalisch geprägten Gesellschaften wird Weiblichkeit und alles weiblich konnotierte durch die Reproduktion von internalisiertem Sexismus und misogynen Alltagspraktiken degradiert.
Durch (pop)feministische Bewegungen, wie #MeToo, wird erneut der zaghafte Versuch unternommen, diese Missstände aufzudecken und anzuprangern.
Dennoch werden weiblich gelesene Körper häufig noch objektifiziert und sexuell objektifiziert. Auch die Mode unterliegt in vielen Fällen diesen Strukturen und bedient sich an patriarchalischen Mechanismen. Der Körper muss gefallen, wichtige Funktionen geraten aus dem Fokus und etwaige Schönheitsmakel müssen optimiert und kaschiert werden.Die Arbeit fühlt sich dem langsam voranschreitenden Wandel hin zu einer zelebrierten Weiblichkeit verschrieben und möchte gegen diese Objektifizierung arbeiten.
Sie spiegelt die innere Zerrissenheit weiblich gelesener Personen wider, die ständige Diskrepanz zwischen sich „schützen“ und „befreien“ wollen.
Symbolisch dafür spielen die monochromen Looks mit der Modepraktik des Ver- und Enthüllens, sowie dem Oppositionsspiel opaker und transparenter Texturen.
Die Kollektionsteile fungieren als schützende „zweite Haut“ - eine Rüstung, welche durch die natürliche Farbgebung die Illusion von Nacktheit und Vulnerabilität gibt.
Die Nacktheit soll im Kollektionskontext als etwas rein Natürliches, und nicht als verletzlich, oder rein sexuell interpretiert werden.
Die Vulnerabilität spiegelt sich in den Hauptinspirationsquellen der einzelnen Designs wider. Vermeintliche „Schönheitsmakel“, wie Falten, Speckrollen, Hautunebenheiten und Körperbehaarung werden hier in eine weiblich konnotierte Formsprache übersetzt. Der Kontrast Schon-Hässlich soll irritieren und internalisierte, patriarchalisch geprägte Sehgewohnheiten herausfordern.
Traditionelle Handwerkstechniken wie Stricken und Sticken werden kontrastierend zu dem modernen Designstil aufgegriffen, da diese als Reproduktionsarbeit symbolisch für die Arbeit von Frauen stehen, welche trotz des trägen Wandels nach wie vor ein geringes Ansehen genießen.
Die Kollektion möchte eine neue Weiblichkeit definieren, die den Schönheitsbegriff individualisiert und ungeachtet der gängigen Schönheitsnorm zelebriert. Sie bricht mit antiquierten Geschlechterrollen und setzt ein Zeichen für mehr Akzeptanz, Diversität und Gleichberechtigung.