BA-Arbeit ASKING FOR IT

Sophia Fritschi - 2021

Entwicklung einer Modekollektion gegen die Objektifizierung von weiblich gelesenen Körpern

Kollektionskonzept:

In patriarchalisch geprägten Gesellschaften wird Weiblichkeit und alles weiblich konnotierte durch die Reproduktion von internalisiertem Sexismus und misogynen Alltagspraktiken oftmals degradiert. Durch feministische Bewegungen wie beispielsweise #MeToo befinden wir uns zwar in einem Wandel, jedoch wurden und werden weiblich gelesene Körper häufig immer noch objektifiziert und sexuell objektifiziert. Auch die Mode unterliegt in vielen Fällen diesen Strukturen und bedient sich an patriarchalischen Mechanismen. Zwar lassen sich hier durch die Body-Postitvity- und Body-Neutrality-Bewegungen ebenfalls einige Veränderungen feststellen, jedoch propagierte die Modebranche lange ein unerreichbares Schönheitsideal, was die Unverbundenheit mit dem eigenen Körper gerade bei Frauen und weiblich gelesenen Personen förderte. Der Körper mit all seinen lebenswichtigen Funktionen ist so aus dem Fokus geraten und wird zunehmend als Objekt empfunden, das Anderen gefallen muss und welches mit Schönheitsmakeln gespickt ist, die optimiert oder kaschiert werden müssen. 

Diese Kollektionsarbeit fühlt sich dem voranschreitenden Wandel verschrieben und möchte gegen diese Objektifizierung arbeiten. Sie soll eine Hommage an die Weiblichkeit darstellen, die so individuell wie jede sich ihr verschriebene Person sein kann. Die Kollektion spiegelt die innere Zerrissenheit von weiblich gelesenen Personen wider, die in ständiger Diskrepanz zwischen sich schützen müssen und sich befreien wollen leben. Die monochromen Looks spielen mit der Modepraktik des Ver- und Enthüllens, sowie dem Oppositionsspiel von opaken und transparenten Texturen. So wird diese innere Zerrissenheit symbolisch nach außen getragen. In ihrer Formsprache symbolisiert die Kollektion die „zweite Haut“ als schützendes Element und Rüstung. Wie auch unsere „erste Haut“ dem Schutz dient, jedoch die damit verbundene Nacktheit für Vulnerabilität und Unterwürfigkeit steht, so fungieren auch die Kollektionsteile als eine Art Rüstung. Allerdings entsteht hier durch eine natürliche Farbgebung die Illusion von Nacktheit. Diese Nacktheit soll im Kollektions-Kontext als etwas rein natürliches und nicht als etwas verletzliches oder ausschließlich sexuelles betrachtet werden. Der Vulnerabilitätscharakter der Kollektion spiegelt sich außerdem in seinen Inspriationsquellen für die Designs wider; nämlich vermeintliche Schönheitsmakel, wie Speckrollen, Falten, Hautunebenheiten, unreine Haut und Körperbehaarung. Diese Makel gelten in patriarchalisch geprägten Gesellschaften häufig immer noch als unansehnlich und hässlich. Vor allem, wenn diese an weiblich gelesenen Körpern existieren. Hier werden diese Attribute in eine weiblich konnotierte Formsprache übersetzt. Der Kontrast Schön-Hässlich soll zudem zu Irritation führen und internalisierte Sehgewohnheiten herausfordern.

Die Kollektion möchte eine neue Weiblichkeit definieren, die den Schönheitsbegriff individualisiert und den eigenen Körper ungeachtet der gängigen Schönheitsnormen zelebriert, um das Bedürfnis danach, den Körper nicht ständig als Objekt zu betrachten, welches bewertet oder optimiert werden muss, zu erfüllen.

Handwerkstechniken wie Stricken und Sticken werden in der Kollektion aufgegriffen, da diese als Reproduktionsarbeiten gelten und symbolisch für die Arbeit von Frauen stehen, welche trotz des langsamen Wandels nach wie vor oftmals ein geringes Ansehen genießen.  

Mit diesen Ansichten möchte diese Kollektion brechen und ein Zeichen für mehr Akzeptanz, Diversität und Gleichberechtigung setzen.